Anschrift
Flottmorrring 39
24568 Kaltenkirchen

Studiozeiten
(Nur nach Vereinbarung)
Mo-Fr: 17:30 - 20:00h
Samstag: 10:00 - 14:00h

Astromodifikation

In dem einen oder anderen Beitrag hier auf der Seite schon erwähnt: Die Astromodifikation. Hierbei wird das Gehäuse der Kamera geöffnet und der ab Werk installierte Filter vor dem Sensor entfernt und gegen einen anderen getauscht. Oder nur gegen eine Platte aus speziellem Klarglas, sofern es sich nicht um eine reine Astromodifikation, sondern um einen Vollumbau zu einer so genannten “undefinierten” Kamera handelt.

Astromodifikation
Abb. 1 – der Umbau nimmt seinen Lauf

Die hier verwendeten Bilder des Umbaus (Abb 1. – Abb. 4) sind aufgenommen und zur Verfügung gestellt von Julien Steelandt, Astrolab Service. Astrolab und vieles Wissenswertes zu entsprechenden Umbauten findet ihr bei Facebook unter diesem Link. An dieser Stelle noch einmal besten Dank für den Umbau der Kamera und das zur Verfügung stellen der Bilder.

Die Durchführung eines solchen Umbaus ist nichts für Laien, wie ein erster Blick in die Kamera auf Abb. 1 zeigt. Und übermäßig viele Dienste, die so einen Umbau überhaupt anbieten, gibt es auch nicht. Es ist eine weitere spezielle Ecke der Fotografie, zu der man eine solche Kamera denn überhaupt benötigt – und mit der man dann ohne Weiteres auch nichts anderes mehr anfangen kann. So können entsprechende Fotografen schon ein wenig Nerdy wirken.

Sicherlich lassen sich auch ohne eine Modifikation beeindruckende Bilder von der Milchstraße bzw. anderen Objekten im All einfangen, aber eben nicht SO. Wer sich ernsthafter mit diesen Motiven beschäftigt wird früher oder später auf den Begriff der astromodifizierten Kamera stoßen – sei es, bei einer Bildunterschrift zu Aufnahmen, die man eher dem Hubble zuordnen würde wie zB eine Aufnahme des Orionnebels oder in einem Beitrag wie diesem hier. Oder einem guten Buch.

Astromodifikation
Abb. 2 – Nach Hindernissen zum Sensor vorgedrungen

Zunächst als völlig böhmische Dörfer abgetan, bleibt man entweder bei der konventionellen Fotografie oder kommt doch auf den Bolzen, dass so eine Kamera nun her muss. Tatsächlich bieten einige Hersteller mittlerweile ab Werk entsprechend modifizierte Geräte an. Oder ein nicht modifiziertes Gerät wird direkt nach Kauf direkt dem Umbau unterzogen – einhergehend natürlich mit dem Verlust der Herstellergarantie. Gegen diese beiden Varianten spricht auch absolut nichts, das muss eben wie immer jeder selbst entscheiden, was in Frage kommt.

So kann man alternativ zB bei ebay Kleinanzeigen nach gebrauchten Geräten suchen, um das vorhandene Equipment eventuell hier sinnvoll zu ergänzen. Mir ist zwar tatsächlich eine modifizierte Nikon D3300a, mit Vollumbau, dort begegnet, vier verschiedene IR Filter (siehe Artikel Filter) lagen auch direkt dabei. Dennoch habe ich mich für eine d5300 im Originalzustand entschieden, auch wenn es damit preislich in höhere Regionen ging. Die Entscheidung basierte auf dem deutlich höheren Dynamikumfang und dem Klappdisplay – besonders letzteres ist ein recht angenehmes Add-On bei dieser Art der Fotografie. Aber, wie gesagt, das waren meine Anforderungen – eine gebrauchte APS-C Kamera von Nikon sollte es werden, mit den beiden genannten Abwägungen.

Der Umbau bei Julien / Astrolab war binnen weniger Tage erledigt und die Kamera denn erstmalig bei mir – der Verkäufer hatte diese vorher direkt zum Umbau geschickt. Und ich hatte mich gegen einen rein Astroumbau entschieden, pro Vollumbau, also auch den Bereich der IR Fotografie mit abgedeckt. Was mit einer reinen Astromodifikation gar nicht oder nicht vollständig ginge. Allerdings kann und wird das Öffnen der gesamten Bandbreite des Sensors für die Astrofotografie wiederum störend sein.

Abb. 3 – werksseitig verbauter Filter vor dem Sensor

Vor dem Sensor ist ab Werk eine (Filter-)Platte verbaut (Abb. 3), die bestimmte Wellenlängen des Lichts heraus filtert, die das menschliche Auge nicht sehen kann. Die damit abgeschnittene ultraviolette und infrarote Strahlung ist somit auch nicht auf den Bildern zu sehen, hier würde diese auch nur störenden Einfluss haben.

Wird dieser Filter nun entfernt, fällt alles Licht, was durch das Objektiv gelangt, auch auf den Sensor. Mit diesen Bildern lässt sich erst einmal auch nichts anfangen, haben sie eben einen starken Rotstich. Diesen kann man zwar wieder heraus filtern mittels Bildbearbeitung – oder die Kamera auch gleich wieder zweckbezogen richtig definieren.

Für eine reine astromodifizierte Kamera wird dazu ein UV/IR Cut Filter wieder fest verbaut, der allerdings um eine deutlich höhere Bandbreite verfügt und dazu Bereich von H-Alpha (Wasserstoff = chemisch ‘H’) eine sehr hohe Durchlässigkeit mit bringt (je mehr Prozentpunkte, desto besser). Wasserstoff ist im Weltall das am häufigsten anzutreffende Element überhaupt und viele Nebel weisen somit hohe Anteile an H auf. Die rote Abstrahlung der Nebel (und nicht nur derer) wird somit erheblich besser eingefangen und sichtbar gemacht.

Abb. 4 – Filter aus- und Glasplatte eingebaut

Für eine undefinierte Kamera im Vollumbau wird der werksseitig verbaute Filter entfernt und gegen eine spezielle Glasplatte ausgetauscht. Diese dient dann als Schutz vor Staub etc. für den hochempfindlichen Sensor. Spezial gehärtet und extrem kratzfest ist diese in der Regel.

Bedingt durch diese Art Umbau ist es nötig, die Kamera händisch an die jeweils anstehende Aufnahmesituation anzupassen. So sind es in erster Linie UV/IR Cut Filter, die dann in den Body als Clip Filter eingeklemmt oder auf das Objektiv drauf geschraubt werden – und reine IR Filter, die je nach Wellenlänge nur noch entsprechende Rottöne durch lassen. Diese sind dann vor dem Objektiv ausreichend. In Abb. 5 wird die Modifikation im Infrarot-Bereich am besten sichtbar: Eine IR-Fernbedienung bei Betätigung einer Taste sendet ihr Infrarot-Signal aus – die Strahlung ist ohne Filter deutlich erkennbar, mit dem bloßen Auge jedoch nicht.

Abb. 5: IR-Fernbedienung ohne Filter aufgenommen

Ein Clip Filter hat gegenüber den Schraubfiltern vor dem Objektiv den Vorteil, dass es ihnen fast egal ist, welches Objektiv vor diesen arbeitet. So könnte Man auch Linsen mit extremen Formen wie bei Superweitwinkeln oder Fisheyes mit diesen Filtern kombinieren. Und Schraubfilter für Objektive mit großen Frontlinsen sind darüber hinaus recht kostspielig. Dazu kommt, dass es nicht bei einem Filter(-durchmesser) bleiben wird.
Clipfilter sichern den Sensor dagegen auch noch besser gegen Verstauben bei Langzeitbelichtungen ab. Zumal Belichtungszeiten von mehreren Stunden in der Astrofotografie keine Seltenheit sind.

Eine umgebaute Kamera trägt meistens zur Erkennung ein nachgestelltes “a” im Namen. Im Falle der hier gezeigten Kamera also eine Nikon d5300a.
Dieser Beitrag behandelt lediglich die technische Beschreibung des Umbaus und etwas mehr. Konkrete Unterschiede und Ergebnisse sind in den späteren Workshops zu finden.

Empfehlenswert ist auf alle Fälle, sich in das Thema in den unterschiedlichen Foren / Blogs einzulesen, um nicht verfrüht eine wohlmöglich falsche Entscheidung zu treffen. Wenn Umbau, wie? Welche Kamera passt zu mir und den vorhandenen Objektiven, was für Motive sind angepeilt, wie hoch ist mein Budget usw.
Eine stundenlange Beschäftigung mit allen abzuklärenden Fragestellungen ist absolut sinnvoll. Und wenn irgendwelche Fragen übrig bleiben, diese lieber vorher selbst stellen, als sich hinterher zu ärgern.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Consent Management Platform von Real Cookie Banner